Eine Frau liegt mit ihrem Hund auf dem Sofa.
Wer mit seinem Haustier spielen möchte, sollte sich einen Hund oder eine Katze zutun, denn die meisten Nagetiere verzichten lieber auf direkten Menschenkontakt. Bild: PeopleImages.com / Depositphotos

Viele Kinder träumen davon, einen Hund, eine Katze oder einen süssen Nager als Haustier zu halten. Auch Eltern möchten sich diesen Traum erfüllen, um ihre Kinder mit tierischer Begleitung aufwachsen zu sehen. Doch bevor die Entscheidung endgültig fällt, müssen einige zentrale Fragen geklärt werden.

Das Haustier ist ein ganz besonderes Familienmitglied, erfährt in der Regel jede Menge Zuneigung und benötigt viel Aufmerksamkeit. Kinder sowie Menschen, die mit einem Haustier aufgewachsen sind und entsprechend wissen, wie viel die Präsenz eines geliebten Tiers ausmacht, wünschen sich auch in der Familie, die sie mit ihrem Lieblingsmenschen gegründet haben, ein Haustier zu adoptieren oder kaufen.

Dessen Bedürfnisse und der Aufwand, den es mit sich bringt, sind jedoch nicht zu unterschätzen, wie der Geschäftsleiter und Verantwortlicher Tierheim beim Zürcher Tierschutz Rommy Los betont: «Damit es unseren Haustieren tatsächlich gut geht, müssen wir mehr tun, als sie nur gernhaben. Wir müssen ihre Bedürfnisse kennen, damit wir diese erfüllen können.» Bevor die Verantwortung für ein Lebewesen übernommen werden kann, gilt es also einiges zu beachten und sich bestimmte Fragen zu stellen.

Teamwork macht’s aus

Ein wichtiger Aspekt ist das Einverständnis aller Familienmitglieder, ein Haustier aufzunehmen. Auch sollte das Wohlbefinden der gesamten Familie diesbezüglich beachtet werden, denn niemand sollte eine ungünstige Allergie zum Beispiel auf Tierhaare haben oder empfindlich auf Schmutz und Gerüche reagieren, die sich mit der Anschaffung eines Haustiers kaum vermeiden lassen. «Auf keinen Fall sollte ein Haustier spontan oder als Überraschungsgeschenk gekauft werden», sagt Rommy Los. «Auch ein eigennütziger Wunsch wie zum Beispiel der nach etwas Abwechslung ist langfristig weder für Mensch noch Tier ein guter Beweggrund, sich ein Haustier zu holen.»

Portrait von Rommy Los, dem Geschäftsleiter und Verantwortlichen Tierheim beim Zürcher Tierschutz
Rommy Los erinnert daran, dass im Tierheim zahlreiche liebevolle Tiere auf ein Zuhause hoffen – dort zu adoptieren ist tierfreundlicher, als zu einem Züchter zu gehen. Bild: zVg

Als nächstes kann bestimmt werden, was die Familie überhaupt an Aufwand zu leisten bereit ist und welches Familienmitglied wie viel oder welche Aufgaben übernehmen möchte. Entsprechend muss mehreren Personen bewusst sein, wie viel Zeit und Aufwand sie ins Tier investieren und wie sie dies in ihr Leben integrieren werden. «Das Wichtigste ist, auch wenn Kinder in der Familie bei der Tierpflege helfen und Aufgaben übernehmen: Die Verantwortung muss immer bei den Eltern liegen», sagt Los.

Platz, Zeit und Geld

Stark vereinfacht lässt sich der Aufwand, um die Bedürfnisse eines Haustiers zu erfüllen, mit drei Stichworten zusammenfassen: Platz, Zeit und Geld. Die Frage nach genügend Platz sollte nicht unterschätzt werden, denn oft benötigen besonders kleine Tiere mehr Raum als gedacht. Schliesslich verbringen viele Haustiere ihr ganzes Leben in einem Gehege oder Terrarium. Im Falle einer gemieteten Wohnung sollte ausserdem natürlich sichergestellt werden, dass gemäss Mietvertrag Haustiere erlaubt sind.

Ist die Frage bezüglich des Platzes geklärt, sollte geschätzt werden, wie viel Zeit die Familie bereit ist, für das Tier aufzubringen. Dabei muss beachtet werden, dass das Tier nicht nur anfangs, um sich an die Familie zu gewöhnen, und dann bei der Pflege Aufmerksamkeit benötigen. So brauchen Hunde zum Beispiel für ein erfülltes Leben viel gemeinsam und aktiv verbrachte Zeit mit ihrer Familie.

Wer sich ein weniger aufwändiges Haustier wünscht, kann den scheinbar lächelnden Leopardgecko in Erwägung ziehen. Bild: duben / Depositphotos

«Ein Fehler, der leider oft passiert, ist, zu sehr auf das Aussehen des Tiers zu achten», sagt Rommy Los. So kann ein Husky noch so süss aussehen, aber wenn die Herrchen kaum Zeit für ihn haben, wird er sein Unwohlsein mit Markieren auf dem Teppich, Bellen in der Wohnung oder auf sonstige Weise zum Ausdruck bringen. Eine weniger anspruchsvolle Tierart hätte entsprechend beidseits zu mehr Glück und Freude geführt.

Mit Blick in die Zukunft

Freilich unterscheidet sich von Tierart zu Tierart, wie viel Zeit es mit seinem Herrchen oder Frauchen verbringen will. Während ein Hund ohne den Menschen kaum etwas Spannenderes unternehmen kann ausser entspannen, können sich Katzen im Freigang sehr gut selbst beschäftigen. Noch weniger gemeinsame Zeit brauchen Kleinnager wie zum Beispiel Rennmäuse, die als Gruppe gehalten werden, sich dementsprechend miteinander beschäftigten und so Abwechslung erhalten. Auch die erwartete Lebensspanne des Haustiers sollte nicht ausser Acht gelassen werden, denn sie beeinflusst nicht nur den Zeitaufwand, sondern auch das Budget.

«Wichtig ist, die drei Kriterien Platz, Zeit und Geld über die zu erwartende Lebensdauer des Tiers hinweg zu betrachten», sagt Rommy Los. So ist es vielleicht aktuell möglich, den Hund mit zum Arbeitsplatz zu nehmen, doch in einigen Jahren könnte das wegen eines Stellenwechsels nicht mehr der Fall sein. Auch solche unvorhersehbaren Szenarien sollten vor der Anschaffung eines Haustiers mit der Familie besprochen und mögliche Lösungen entwickelt werden. Zu den potenziellen Herausforderungen gehören ebenfalls finanzielle Schwierigkeiten und nicht einkalkulierte Kosten wie zum Beispiel Tierarztrechnungen nach einem Unfall oder Krankheit des Haustiers.

Erwartungen wahrnehmen und hinterfragen

Sind die drei Kriterien Raum, Zeit und Geld besprochen und konnte ein gemeinsamer Nenner gefunden werden, bleiben noch die Präferenzen der Familie für die passende Haustierwahl miteinzubeziehen. So wünschen sich viele Familien ein Tier, das sich gerne streicheln lässt – dafür eignen sich laut dem Zürcher Tierschutz eigentlich nur Katzen und Hunde. Viele der anderen Tiere sind von Natur aus Fluchttiere, wollen in der Regel lieber unberührt bleiben und befassen sich bevorzugt mit natürlichen Einrichtungen und Beschäftigungsmaterialien, welche vom Menschen angeboten werden.

doch je grösser die Fläche und je abwechslungsreicher die Umgebungsgestaltung, umso höher die Lebensqualität des Tiers. Bild: kanzilyou / Depositphotos

Damit ein Tier möglichst reibungslos in die Familie aufgenommen werden kann, müssen sich auch die jüngsten Familienmitglieder der Bedürfnisse des Tiers sowie der eigenen Wünsche bewusst sein. «Um die Kinder bei der Wahl des Haustiers miteinzubeziehen, sollte nach ihren Erwartungen gefragt werden», erläutert Los. So können Kinder zum Beispiel äussern, dass sie ein Tier vor allem beobachten wollen, wofür sich Nager und Reptilien gut eignen. Wünschen Sie sich lieber ein Tier zum Spielen und Streicheln, dann wäre ein Hund oder eine Katze besser geeignet. Diese Tatsache und welche Bedürfnisse Haustiere haben, kann den Kindern altersgemäss erklärt werden.

«Diese Bedürfnisse können auch veranschaulicht werden, indem man das Tier mit dem Kind vergleicht», erklärt der Geschäftsleiter des Tierheims. So lässt sich dem Kind zum Beispiel erklären, dass der Hund auch gebadet werden muss oder ein Lieblingsfutter hat. Nach demselben Prinzip kann auch aufgezeigt werden, dass ein Hund bei viel Lärm überfordert ist oder auch mal seine Ruhe haben und in seiner Hundebox nicht gestört werden will, so wie das Kind, wenn es sich mit einem Bilderbuch in seinem Zimmer verkriecht. Dann kann das Kind besser verstehen, wieso es den Vierbeiner in seiner Hundebox nicht stören sollte, und kann einen respektvollen Umgang mit dem Tier erlernen.